Angefordert hatte die EU-Kommission von den deutschen Überwachungsbehörden die Untersuchung von 150 Proben aus dem Einzelhandel. Deutschland jedoch ist freiwillig weit über diese EU-Vorgabe hinausgegangen und hatte bereits unmittelbar nach dem Bekanntwerden der ersten Fälle von Pferdefleisch-Anteilen in Rindfleisch-Produkten ein nationales Untersuchungsprogramm gestartet. Deswegen konnten der EU-Kommission auch wesentlich mehr Untersuchungsergebnisse übermittelt werden als von Brüssel angefordert worden waren. Insgesamt geht die Zahl der in Deutschland untersuchten Proben weit über die genannten 878 hinaus. Entsprechend dem im "Nationalen Aktionsplan" von Bund und Ländern vereinbarten zusätzlichen Testprogramm wurden in den Monaten Februar, März und April 2013 von den Überwachungsbehörden der Länder insgesamt 2.585 Proben aus verarbeitenden Betrieben und dem Einzelhandel untersucht. In 2.469 auf Pferde-DNA untersuchten Proben wurde 184 Mal Pferde-DNA nachgewiesen. Die 116 auf Phenylbutazon untersuchten Proben waren alle negativ.
Die Überwachungsbehörden werden auch weiterhin stichprobenartig Produkte, die Rindfleisch enthalten, daraufhin untersuchen, ob möglicherweise Pferdefleisch beigemengt wurde, ohne dies zu kennzeichnen. Erhöhte Wachsamkeit der zuständigen Länderbehörden ist nach wie vor gefordert - auch vor dem Hintergrund der jüngsten Ermittlungsergebnisse aus den Niederlanden. Wie berichtet hatten die dortigen Behörden in der vergangenen Woche die kompletten Lieferungen eines Fleischbetriebs der vergangenen zwei Jahre vorsorglich gesperrt, nachdem der Betrieb nicht dokumentieren hatte können, Lieferungen welchen Inhalts wann an welchen Vertriebspartner gegangen waren. Mehr als 120 Betriebe in nahezu allen Bundesländern stehen im Focus, sie könnten in den letzten beiden Jahren Fleisch von dem niederländischen Betrieb erhalten haben. Aktuell wird überprüft, um welche Lieferungen es sich im Einzelnen gehandelt hat. Weil auch deutsche Zwischenhändler auf der Liste stehen, die die Niederlande übermittelt haben, ist nicht auszuschließen, dass in den kommenden Tagen mehr Betriebe überprüft werden müssen als bislang bekannt. Die Untersuchungen und die Rückverfolgung der Warenströme werden zeigen, wie stark Deutschland letztlich betroffen ist.