Eine bunte Mischung von Allerlei ohne jeglichen Zusammenhang. Das sagen Wissenschaftler. Bislang wurden sie jedoch in der Sache von der EU noch nicht einmal um Rat gefragt. Wer hat denn dann überhaupt diese Liste, die nicht einmal als Wackelpuddingrezept taugt entworfen? Die Antwort liegt nahe: die Lebensmittelindustrie. Sie hat gesagt, was auf der Verpackung stehen soll. Nach jahrelangen Pseudodiskussionen auf vielen Ebenen wird das EU Parlament dem im nächsten Monat zustimmen. Für diese Zustimmung soll sich die Industrie mit etwa einer Milliarde Euro engagiert haben.
Im Fokus der Öffentlichkeit haben sich die Verbraucherminister Seehofer und Aigner mit Vehemenz gegen diese Kennzeichnung gewehrt. Eine Ampel wurde von der Verbraucherzentrale, finanziert von den Ministerien in die Diskussion gebracht, damit man was zu diskutieren hatte. Von Beginn an ein juristisch unmöglicher Vorschlag. Seit dem Aus der Ampel auf EU Ebene hört man auch rein gar nichts mehr in der Sache von dieser um die Verbraucher engagierten Institution. Frau Dr. Sommer, EU Politikerin, die in Brüssel das Fachteam in Sachen Nährwertkennzeichnung leitet, erklärte dieses Modell der Industrie vor wenigen Monaten noch völlig zu Recht als Desinformation. Morgen wird Frau Dr. Sommer genau dieses Modell in Berlin vor Journalisten voraussichtlich als wesentlichen Durchbruch der Verbraucherpolitik in der EU feiern wollen.
Verständlich ist der Wunsch nach positiven europäischen Gemeinschaftsgefühlen allemal. Es gibt ja sonst Nichts zu feiern. Aber zu Feiern ist dieses Gesetz einer Lebensmittelkennzeichnung definitiv nicht. Noch nicht einmal verpflichtend auf die Vorderseite von Produkten müssen diese Angaben gemacht werden. Die Industrie kann sie machen, muss aber nicht. Hintergrund: viele Großunternehmen haben sie ja bereits aufgedruckt. Haben Sie das bemerkt? Ernähren Sie sich bereits gesünder? Sind Sie schlanker geworden? Eben nicht, es ist und bleibt eine Desinformation, genau wie von der Industrie geplant. Sie hat kein Interesse sich in die Karten schauen zu lassen.
Fataler jedoch wird sein, wenn man, wie geplant alle anderen Lösungen verbietet. Scheinheilig unter dem Aspekt der EU-Einheitlichkeit lässt man nur noch die Darstellung der Industrie zu, obwohl es Vorschläge gibt, die mit wissenschaftlicher Expertise und in Verbraucherumfragen bestätigt, inhaltlich allen Anforderungen an eine vernünftige Kennzeichnung genügen, wie etwa das Modell der sCALe-Kennzeichnung:
http://www.egofit.de/...
Wieder einmal wird wohl der Lobbyismus gefruchtet haben. Den betreffenden EU Politikern wird eine gut bezahlte Position im Umfeld eines der vielen Unternehmen zukommen können. Um entsprechende Bezüge muss man sich keine Gedanken machen. Wer will da noch wissen, was in unseren Lebensmitteln steckt? Eine Riesenchance zur Verbraucheraufklärung wird vertan. Ein wesentlicher Beitrag zur gesundheitlichen Aufklärung wird der Industrie überlassen.