Susanne Schröter hatte es als Veranstalterin der Konferenz „Migration steuern, Pluralität gestalten“ nicht zu verantworten, dass ihr Diskussionspartner Boris Palmer das „N-Wort“ verwendete und sich zu einem unangemessenen Holocaust-Vergleich hinreißen ließ. Dennoch wird die Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft des hessischen Ministerpräsidenten stattfand und auf der namhafte Expertinnen und Experten über die Chancen einer humaneren und zukunftsfähigeren Einwanderungspolitik sprachen, nun genutzt, um Susanne Schröter zu diskreditieren und ihre wichtige Forschungsarbeit zum Globalen Islam zu untergraben.
Dabei haben sich merkwürdige Allianzen gebildet: Islamisten, Linksidentitäre und sog. „Israelkritiker“ versuchen schon seit Langem, jede noch so verhaltene Kritik am „Politischen Islam“ als Ausdruck „antimuslimischen Rassismus“ abzuwehren. Die Äußerungen von Boris Palmer kommen dieser Fraktion gerade recht, um den Druck auf Schröter und das Forschungszentrum zu erhöhen. Wie der Psychologe und Migrationsforscher Ahmed Mansour in einem Videobeitrag anmerkte, kommt bei diesen Angriffen häufig ein anderes „N-Wort“ zum Einsatz, das leider kaum auf Kritik stößt: Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz, von denen viele, wie Mansour, selbst einen „Migrationshintergrund“ haben, wird nämlich das Etikett „Nazi“ angehängt, weil sie darauf bestehen, weiterhin zwischen verfassungstreuen Muslimen und verfassungsfeindlichen Islamisten unterscheiden zu können.
Keine Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit!
Bedauerlicherweise hat das Wissenschaftssystem auf die damit einhergehende Bedrohung der Wissenschaftsfreiheit nicht adäquat reagiert, sondern ist, wie allzu oft in der Vergangenheit, vor der Empörungswelle der Proteste eingeknickt. Hiergegen wendet sich die Stellungnahme der 850 Unterstützerinnen und Unterstützer, die ihre Solidarität mit Susanne Schröter bekunden. Sie wehren sich entschieden „gegen jede Diffamierung der islamismuskritischen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen“, insbesondere gegen „Forderungen nach Schließung des Forschungszentrums Globaler Islam“. Schließlich sei „eine kritische Debatte über den politischen Islamismus und die aktuelle Migrationspolitik essenziell“.
Weiterhin heißt es in der Stellungnahme, dass eine Kritik an den Positionen von Islam- und Migrationsforscher*innen wie Susanne Schröter, Ralph Ghadban, Ruud Koopmans oder Ahmad Mansour selbstverständlich legitim sei, dass diese aber in „argumentativer Auseinandersetzung“ erfolgen sollte und nicht in Forderungen nach der Abschaffung von Konferenzen oder gar in persönliche Diffamierungskampagnen abgleiten dürfe. Dementsprechend endet die Stellungnahme mit einem Appell an die Politik sowie an die Goethe-Universität Frankfurt, an der Susanne Schröter den Lehrstuhl für die „Ethnologie kolonialer und postkolonialer Ordnungen“ innehat, die Leiterin des Forschungszentrums Globaler Islam gegen die Diffamierungen in Schutz zu nehmen, sie in ihrer Forschungsarbeit weiterhin zu unterstützen und ihre Wissenschaftsfreiheit zu verteidigen.
Die Stellungnahme wurde von weit über 200 Hochschulprofessorinnen und -professoren unterzeichnet, u.a. von dem Juristen Ebrahim Afsah (Kopenhagen), der Medizinerin Heike Allgayer (Mannheim), der Juristin Britta Bannenberg (Gießen), der Philosophin Maria-Sibylla Lotter (Bochum) und dem Historiker Sönke Neitzel (Potsdam). Ihre Solidarität mit Susanne Schröter haben auch Beiräte der Giordano-Bruno-Stiftung bekundet, u.a. der Ethnologe Christoph Antweiler (Bonn), der Evolutionsbiologe Axel Meyer (Konstanz) und der Strafrechtsprofessor Holm Putzke (Passau). gbs-Vorstandssprecher Michael Schmidt-Salomon hat die Erklärung nicht nur persönlich, sondern auch im Namen der Giordano-Bruno-Stiftung unterzeichnet.