Umgeben von einer traumhaften Naturkulisse werden der Geschäftsführer Frank Seemann und der Kreativkopf Janosch Muschick dabei sein, wenn Fotoexperten und Fotofreunde aus aller Welt sich in dem Ostseeheilbad Zingst treffen. Wir von JuicyWalls informieren uns vor Ort rund um Themen wie die Zukunft der Fotografie, Motive und mehr. Da sich die Fotowelt in einem radikalen Umbruch befindet, freuen wir uns mit informativen Berichten und spannenden Neuigkeiten zurückzukehren.
Damit die Zeit bis dahin nicht zu lange wird, haben wir vorab ein Interview mit Klaus Tiedge, dem Kurator der Erlebniswelt Fotografie Zingst, geführt. Die sechs Fragen und aufschlussreichen Antworten geben Einblicke des Experten zum Gedanken der Fotocommunity und über den radikalen Wandel der derzeitigen Technik. Man erfährt mehr über die Leidenschaft zur Fotografie und wie man vom Hobbyfotografen zum Profifotografen wird und natürlich auch, welches Motiv er für eine Fototapete wählen würde. Viel Spaß!
JUICYWALLS:
Der absolute Höhepunkt dieses Fotojahres 2015 in Zingst ist das Umweltfotofestival »horizonte zingst«. Was stellt den besonderen Reiz dar?
KLAUS TIEDGE
Das attraktive Ostseeheilbad Zingst, die große Bandbreite der fotografischen Thematik, das umfassende Programm, ein außergewöhnliches Niveau und nicht zuletzt der Schauplatz mit der wunderbaren Landschaft zwischen Ostsee und Bodengewässern sowie der Anschluss an der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft
JUICYWALLS:
Warum hat die Community-Kultur gerade im Bereich der Fotografie eine so große Bedeutung?
KLAUS TIEDGE
Die technische Entwicklung der digitalen Fotografie hat zu einer völlig veränderten Nutzung der Bilder geführt (sofortige Verfügbarkeit eingebunden in die Online-Kommunikationsmöglichkeiten). Wer schöne, sehenswerte Bilder macht, mag diese auch gern zeigen. Die Community-Kultur öffnet dafür unendliche Möglichkeiten.
JUICYWALLS
Solides Handwerk gehört dazu und die Technik bietet immer mehr Möglichkeiten. Sind außergewöhnliche Ergebnisse von »Autodidakten« nur Glückstreffer? Wie viel kann man sich selbst beibringen und ab wann bietet es sich an, vom Profi zu lernen? Wie wird man also "fit for future"?
KLAUS TIEDGE
Natürlich ist nicht jeder, der sich ein Klavier anschafft mit dieser Investition auch gleich in Pianist. Mit der Kamera verhält es sich ähnlich. Die Gebrauchsanweisung gibt Starthilfe zum Bildermachen - mehr aber auch nicht. Workshops haben deshalb Konjunktur. Die Fotoschule Zingst beispielsweise bietet ein großes Programm für fotografische »Fortbildung«. Nach Anspruch und Themen gegliedert gibt es praxisorientiertes Training. Es ist gewaltig, was moderne Kameratechnik zu bieten vermag und es ist beglückend, die Selbsterfahrung machen zu können, sehenswerte Bilder zu gestalten.
Ein Hinweis ist in diesem Zusammenhang aber auch noch wichtig. Ebenso bedeutend wie die Beherrschung der Technik, ist es zu sehen zu lernen und den fotografischen Blick für Motive zu entwickeln. Erst die Verbindung Technik und Gestaltung ergibt die Erfolgsformel für kreatives Fotografieren.
JUICYWALLS
Ab wann kann man von einer Leidenschaft für die Fotografie sprechen? Ist da ein bloßes Betrachten noch zu wenig und muss man unbedingt den Auslöser betätigen? Oder ist erst der als wirklich Passionierter zu bezeichnen, der seine Werke ausstellt und damit der Diskussion freigibt?
KLAUS TIEDGE
Die Fotografie kann passiv (als Betrachter) und aktiv (als Fotograf) Begeisterung auslösen. Wer den Zugang zu eigenschöpferischer, kreativer Fotografie findet, genießt natürlich ein besonderes Glück. Teilnahme an Fotowettbewerben, Veröffentlichungen in Magazinen oder im Internet oder gar die eignen Bilder an Ausstellungswänden zu sehen, kann größte Freude bereiten. Die Fotografie bietet alle Möglichkeiten, die zu einem intensiv zu betreibenden Hobby gehören. Wie weit das Engagement getrieben wird und auf welchem Niveau das stattfindet, dafür gibt es keine Grenzen.
JUICYWALLS
Einst war es der eine perfekte Schnappschuss, heute entwickelt sich der Trend in Richtung Multivisionsshows. Ist das der nächste Schritt, um neue Fotowelten zu erschaffen? Was ist die Zukunft der Fotografie?
KLAUS TIEDGE
Der Schnappschuss hat immer und zu jeder Zeit seine Bedeutung gehabt. Früher endeten die Bilder im Familienalbum oder stapelweise in Schuhkartons, je nach Ordnungsanspruch. Heute ist die Welt durch die digitale Technik in jeder Richtung offen. Das »Selfie« mit dem Smartphone wird millionenfach verbreitet - ein Zeit-Phänomen. Auch das bewegte Bild (s.YouTube) steht mittlerweile mit moderner Technik jedem offen. Fotografie ist ein Speichermedium als visuelles Archiv, das alle Lebenslagen begleitet und als Gedächtnis der Welt allgegenwärtig ist. Es wird immer wichtiger, dass der mündige und kundige Nutzer selbst bestimmt, wie viel er aus seinem Leben öffentlich macht.
JUICYWALLS
Wenn Sie ein Motiv für eine Fototapete wählen sollten, welches wäre das? (Mehrfachantworten möglich)
KLAUS TIEDGE
Einen hohen Stellenwert hat ganz gewiss die Lieblings- oder Traumlandschaft. Die Darstellung von Naturschönheit in allen Formen steht im Ranking ganz weit oben. Menschen, für die besondere Zuneigung empfunden wird, spielen auch eine große Rolle - ganz gleich ob es die große persönliche Liebe ist, oder es sich um die Stars aus Musik und Sport handelt.
Die Antworten wurden von Klaus Tiedge, Kurator der Erlebniswelt Fotografie Zingst formuliert.
klaus.tiedge@zingst.de