Die Bewegungsarmut bei Kindern hat sich seit der Pandemie noch einmal deutlich verschärft. Zwei Drittel aller Kinder gelten mittlerweile als bewegungsarm. Erschreckend: Die meisten Schulkinder verbringen bereits mehr als 12 Stunden täglich in sitzender Position. So lautet das Ergebnis aus dem soeben veröffentlichten Präventionsradar 2022, einer repräsentativen Befragung von 18.000 Mädchen und Jungen im gesamten Bundesgebiet im Auftrag der DAK. „Das sind alarmierende Zahlen“, sagt Dr. Reinhard Schneiderhan vom gleichnamigen Medizinischen Versorgungszentrum in München-Taufkirchen. „Wer jeden Tag so viel sitzt, kann unmöglich die ganze Zeit eine ergonomische Haltung einzunehmen und das birgt für Kinder erhebliche gesundheitliche Gefahren.“
Der eklatante Bewegungsmangel gepaart mit der lang andauernden, meist starren und ungünstigen Sitzhaltung hat gleich mehrere negative Auswirkungen: Die Muskulatur schrumpft und verkürzt sich, es kommt zu Fehlhaltungen und schließlich zu Langzeitschädigungen am Bewegungsapparat. „Eine verkürzte Brust- und zu schwache Bauchmuskulatur führt zu einer Krümmung der Wirbelsäule im Brustbereich und das wiederum zu einem Rundrücken, der mittlerweile bei Kindern sehr weit verbreitet ist“, sagt Rückenexperte Dr. Schneiderhan. „Eine verkürzte Hüftbeuge-Muskulatur ist ebenfalls sehr häufig bei Menschen zu finden, die zu lange sitzen, es zieht das Becken nach unten und es entsteht ein Hohlkreuz.“
Die beste und effektivste Gegenmaßnahme ist bekannt: Kinder und Jugendliche sollten sich so oft und so viel bewegen, wie nur irgend möglich. In der Schule hätte eigentlich der Sportunterricht die Verantwortung den Schülern die Freude an der Bewegung zu vermitteln. Doch nicht erst seit der Pandemie, fällt dieser häufig aus. „Dabei ist es so wichtig, dass Kindern sich täglich mindestens 30 Minuten, besser sogar 60 Minuten intensiv bewegen“, sagt Dr. Schneiderhan. „Und mit intensiv meine ich, dass sie dabei ins Schwitzen kommen sollten. Also regelmäßig toben, sich auch mal richtig verausgaben, außer Puste kommen und ruhig auch mal einen kleinen Muskelkater haben.“
Ein weiteres Problem des Bewegungsmangels: Den jungen Menschen geht die so wichtige Körperwahrnehmung abhanden. Sie sind nicht in der Lage Muskeln gezielt anzusteuern und zu aktivieren. Auch bei Erwachsenen tritt dieses Problem immer häufiger auf. „Wenn diese enorm wichtige Fähigkeit nicht mehr da ist oder nie da war, braucht es professionelle Unterstützung durch Physiotherapie oder eine Kinderrückenschule, um wieder oder erstmals ein vernünftiges Körpergefühl zu entwickeln.“, sagt Dr. Schneiderhan. „Viele Krankenkasse bieten mittlerweile entsprechende Programme an und Eltern sollten diese für ihre Kinder auch nutzen. Denn der Grundstein für chronische Rückenleiden als Erwachsener werden schon im Teenageralter gelegt und das ließe sich mit einem vernünftigen Plus an Bewegung vermeiden.“
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