Mit zahlreichen Vorzeigeprojekten geht die Universität Regensburg seit dem Fall des Eisernen Vorhangs auf diesem Gebiet neue Wege. Regensburg unterhält heute mehr partnerschaftliche Beziehungen zu osteuropäischen Universitäten und bietet mehr osteuropaspezifische Studien- und Austauschprogramme als jede andere deutsche Hochschule. Regensburg - rund eine Autostunde von der tschechischen Grenze entfernt - hat die Zeichen der Zeit nach der politischen Wende in Osteuropa früher erkannt als viele andere: Während die meisten deutschen Hochschulen den Brückenschlag Richtung Osten noch scheuten, schufen die Regensburger Fakten.
Als Hochschule, an der die Slavistik auch vor 1990 bereits traditionell stark verankert war, entstand bereits Mitte der neunziger Jahre das Bohemicum, in dem Jung-Akademiker dort in zwei Semestern "Tschechien kompakt" studieren können - Sprachkurs, Landeskunde und interkulturelles Wissen für das Nachbarland inklusive. Tschechiens damaliger Staatspräsident Václav Havel zeigte sich bei einem Besuch an der Universität Regensburg im Jahr 2000 begeistert von der akademischen Initiative. Ende 2007 folgte ein weiterer Meilenstein in Sachen Tschechien-Kompetenz: In Kooperation mit der renommierten Prager Karls-Universität entstand der erster bi-nationaler Studiengang "Deutsch-tschechische Studien", der in drei Jahren junge Menschen aus beiden Ländern zu einem Doppeldiplom führt.
Nach dem Vorbild des Bohemicums entstand auch eine fachspezifische Ausbildung für die Slowakei. Organisiert und koordiniert wird das Studienprogramm vom Europaeum der Universität Regensburg, dem zentralen Ost-West-Zentrum. Auch die bayerische Staatsregierung setzt auf die Bündelung der Osteuropa-Kompetenzen in Regensburg. Bereits im Jahr 2002 beschloss das Kabinett, das Institut für Ostrecht, das Osteuropa-Institut und das Südost-Institut aus München nach Regensburg zu verlagern. Fünf Jahre später folgte dann der Umzug, den viele Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter als echten Neuanfang empfanden: Unter dem Dach des in Regensburg neu geschaffenen Wissenschaftszentrums Ost- und Südosteuropa wurden zusätzliche Mitarbeiterstellen und größere Veranstaltungen möglich.
Neuestes Vorzeige-Projekt ist das bundesweit einmalige Forschungszentrum für Osteuropa "Bayhost". Dort werden seit der Gründung die Kontakte zu den Nachbarn im Osten weiter vertieft. "Bayhost" hat der Internationalität eine neue Dimension gegeben: Deutsche Studenten, die an einer Osteuropa-Uni studieren wollen, bekommen dort Tipps zu Stipendien und Förderprogrammen. Außerdem vermittelt das Forschungszentrum Sommerkurs-Stipendien in Prag, Krakau, Bratislava oder Budapest. Die Einrichtung können nicht nur Regensburger Studenten, sondern alle interessierten Jung-Akademiker nutzen. Von Regensburg aus werden auch die Stipendien des Freistaats Bayern koordiniert, die jungen Leuten aus Osteuropa einen Aufenthalt in Bayern ermöglichen. Wissenschaftler, die ein Forschungsprojekt mit den Nachbarn im Osten planen, können ebenfalls an der "Bayhost"-Tür klopfen.
Weitere Einrichtungen ergänzen den Regensburger "Brückenschlag" nach Osten, so zum Beispiel das Osteuropa-Institut Regensburg/Passau: Von der Karls-Universität in Prag bis zur Staatlichen Universität Krasnojarsk in Sibirien und von der Moskauer Staatsakademie für Management bis Wirtschaftsakademie in Krakau unterhält das Forum heute intensivsten Kontakt - eng vernetzt in allen Wissenschaftsbereichen von der Politik, über Literatur und Kultur bis hin zu Wirtschaft und Geschichte.