Bärnau (obx) - Die Zeiten, in denen die ganze Region, vom "Knopfern" lebte, sind in Bärnau im Nordosten Bayerns lange vorbei. Mehr als 30 Manufakturen mit über 2.000 Beschäftigten im Ort brachten der Kleinstadt unweit der tschechischen Grenze im Landkreis Tirschenreuth den Titel als Deutschlands Knopf-Hauptstadt ein. In Bärnau lehrte einst die einzige "Knopf-Fachschule" der Welt und in der kleinen Stadt wurde die Idee der "Internationalen Knopfmesse" geboren. Sie brachte zu den Hochzeiten in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts Knopf-Experten aus über 30 Ländern in der nördlichen Oberpfalz zusammen. Immer mehr Besucher begeben sich heute auf die Spuren der spannenden Knopf-Geschichte, die den Ort einst weltweit zum Begriff für Qualität machte. Doch ausschließlich ins Museum gehört der Knopf in Bärnau längst nicht: Fünf Fabriken haben allen Stürmen der Zeit getrotzt - und exportieren heute mehr als jeden zweiten Knopf in alle Welt.
Wann der Knopf erfunden wurde, weiß niemand so ganz genau. Historiker schätzen, dass vor rund 4.000 Jahren das Loch in den Knopf kam und seinerzeit Knöpfe aus Knochen und aus Bernstein zur Zierde getragen wurden. Die alten Germanen pflegten einen Bronzeknopf an ihrem Kittel zu tragen. Große Berühmtheit erlangte das praktische Modeaccessoire im Mittelalter. Damals galt der "maître boutonnier", der Knopfmacher, als einer der angesehensten Handwerksberufe. Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. beschäftigte an seinem Hof gar einen eigenen "Boutonnier", um seine Staatsrobe mit 104 diamantenen Knöpfen besetzen zu lassen. Zu jener Zeit ließ Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. auch seine königlichen Manufakturen besonders schützen, indem er die Einfuhr ausländischer Knöpfe "bey Straffe der Confiscation" verbieten ließ.
Die Geschichte der Knopfindustrie in Bärnau beginnt im Jahre 1895. In diesem Jahr gründet Johann Müller die erste Perlmutterknopffabrik. Der Sohn eines Schlossermeisters kam auf Umwegen in die Oberpfalz. Ursprünglich wollte er sich im vogtländischen Adorf ansiedeln. Dann hörte er jedoch vom geschäftigen Tachau und ließ sich im rund 15 Kilometer von der böhmischen Handelsstadt entfernten Bärnau nieder.
Von dieser großen Historie der Knöpfe in Bärnau erzählt seit 1975 das Deutsche Knopfmuseum. Exponate aus vier Jahrhunderten und 26 verschiedenen Materialien von Bernstein über Hirschhorn bis hin zu Knochen - künden von einer Zeit, in der Knöpfe noch nicht industriell aus Kunststoff hergestellt wurden. Zu den Kuriositäten der Ausstellung gehören der größte und der kleinste Perlmutterknopf der Welt und ein "Knopfpaar", dessen Kleidung aus über 18.500 Knöpfen besteht.
Es waren das zunehmende Verschwinden der Handarbeit und auch die deutlich günstigere Konkurrenz aus Asien, die viele Knopffabriken in Bärnau in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts zur Aufgabe ihrer Traditionsbetriebe zwang. Überlebt und heute weltweit erfolgreich sind diejenigen, die sich spezialisiert haben. Dazu gehört die Knopffabrik Hans Dill. Das 1924 gegründete Unternehmen suchte früh den Kontakt zu Fachhändlern und Kaufhäusern - und ist damit bis heute erfolgreich. Einige hundert Millionen Knöpfe fertigt die Manufaktur heute jedes Jahr. Nur ein kleiner Teil der Produktion ist noch Handarbeit.
Auch dank einer eigenen Vertriebsniederlassungen und starker Messepräsenz in den USA eroberte das Oberpfälzer Unternehmen den Weltmarkt ("Hans Dill Buttons - Made in Germany"). "60 Prozent des Umsatzes kommen aus dem Export", sagt Hans Dill, der die Knopffabrik heute in der dritten Generation führt. Das Sortiment umfasst heute 25.000 verschiedene Knöpfe. Dazu gehören besonders liebevoll gestaltete Kinderknöpfe in Schneemann- oder Vogeloptik genauso wie Knöpfe für die Laufstege der Welt - in Form eines goldenen Herzens und Sterne und Blüten in vielen Farben. "Wer durch unseren Katalog blättert und die unendliche Vielfalt entdeckt, versteht, warum uns Knöpfe hier in Bärnau so faszinieren", sagt Hans Dill. Es ist eine Faszination, von der die Bärnauer ihren Besuchern gern erzählen.