Infolge des schweren Krankheitsbildes habe man sich bei der 58-jährigen Patientin aus der Pfalz und einer 72-jährigen Patientin aus Norddeutschland, auch im Klinikum - ebenso wie in mehreren anderen deutschen Kliniken, die bereits von einem Einsatz des Antikörpers Eculizumab bei schweren HUS-Fällen berichtet hatten - am Freitagabend für den Einsatz der Antikörpertherapie entschieden, teilte Hausberg weiter mit. Auch wenn sich danach eine leichte Besserung des Gesundheitszustandes beobachten ließ, möchte er auf dieser Grundlage noch keine weitere Aussage zur Prognose treffen und warnt vor zuviel Optimismus. "Es gibt bisher noch keine erwiesene Wirksamkeit dieser Therapie, so dass wir erst in einigen Wochen wissen, wie erfolgreich sie sein wird". Zudem könne das Präparat, das in schwerwiegenden Einzelfällen im Rahmen eines sog. "individuellen Heilversuchs" zum Einsatz kommt durch ein erhöhtes Infektionsrisiko gravierende Nebenwirkungen auslösen. Der Zustand der 71-jährigen Patienten aus Karlsruhe, die nicht beatmet werde und nicht dialysepflichtig sei, ist ebenfalls stabil. Bei dieser Patientin wird in Abhängigkeit ihres weiteren Gesundheitszustandes der Einsatz der Antikörpertherapie erwogen.
Darüber hinaus gibt es bislang keine weiteren EHEC Verdachtsfälle im Klinikum. Sollte die Zahl der HUS-Fälle aber zunehmen, würde auch das Klinikum weitere Blutplasma-Reserven benötigen, da HUS- Patienten in der Mehrzahl der Fälle mit der sog. Plasmapherese, einem Verfahren, in dem der Plasmaanteil im Blut ausgetauscht wird, behandelt werden müssen.
In der zentralen Notaufnahme des Städtischen Klinikums (ZNA) ist bei Betroffenen von Durchfallerkrankungen eine Verunsicherung spürbar. Die Inanspruchnahme ist wie in anderen Spitzenbelastungszeiten sehr hoch, zusätzlich gibt es eine Reihe von telefonischen Anfragen.
Im Laufe des vergangenen Wochenendes wurden ca. 300 Patienten in der ZNA behandelt, dabei handelte es sich in ca. 1/6 der Fälle um Patienten mit Durchfällen. Dies ist nach Einschätzung von Dr. Eberhard Kniehl, dem Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, jedoch kein Grund zur Beunruhigung, es gäbe im Moment lediglich eine "Überlagerung mit üblichen Effekten wie Sommergrippe und sonstigen üblichen Durchfallerkrankungen, die zu dieser Jahreszeit erfahrungsgemäß häufiger auftreten".
Martin Hansis, Ärztlicher Geschäftsführer des Klinikums und Unternehmenssprecher spricht im Hinblick auf die Situation in den letzten Tagen von einer "Spitzenbelastungssituation an drei Stellen: im Bereich der Intensivversorgung, bei der Inanspruchnahme der Zentralen Notaufnahmen und im Bereich der Hygiene". Nach seiner Ansicht "muss ein Klinikum das jedoch aushalten, wir sind gut vorbereitet".