Insgesamt haben bereits mehr als 700.000 Menschen aus Myanmar in Bangladesch Zuflucht gesucht, die Hälfte von ihnen Kinder. Die Zahl der Flüchtlinge hat sich in den vergangenen zwei Wochen verdreifacht und wird weiter wachsen. „Die Camps sind überfüllt und es mangelt an grundlegender Versorgung wie auch an Schutz für die Schwächsten“, sagt Fred Witteveen, Landesdirektor von World Vision in Bangladesch.
Unbegleitete Kinder sind Gefahren ausgesetzt
Besonderen Schutz benötigen Kinder, die ihre Eltern verloren haben oder auf der Flucht von ihren Familien getrennt wurden. „Es wurden bereits mehr als 1.600 unbegleitete Kinder registriert und wir vermuten, dass es in Wirklichkeit sehr viel mehr sind“, so Witteveen. „Sie sind hungrig und allein. Und sie sind realen Gefahren ausgesetzt: Unterernährung, Krankheit, Ausbeutung und Missbrauch.“
Hilfe müsse schnell zu den bereits geschwächten Kindern kommen, meint Witteveen: „Wir haben nur sehr wenig Zeit, um die Gesundheit der Kinder, die gerade angekommen sind, zu stabilisieren. Viele von ihnen berichten, dass sie nur eine Mahlzeit pro Tag essen, meistens nur Reis mit etwas Salz. Und es wird nicht lange dauern, bis wir schwere medizinische Folgen durch Mangel- und Unterernährung beobachten werden.“
Helfer erhalten auch vermehrt Berichte über Mädchen und Frauen, die bei Angriffen sexuellen Übergriffen bis hin zu grausamen Folterungen in Gefangenschaft ausgesetzt waren. „Unsere Sorge ist, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist“, kommentiert Fred Witteveen. „Derzeit befinden sich alle in einer Art Überlebensmodus. Die schlimmsten Wunden sind meist unsichtbar und werden erst später an die Oberfläche kommen.“
Nothilfe-Team weitet Hilfsmaßnahmen aus
World Vision kümmert sich aktuell gemeinsam mit Partnern um die Grundbedürfnisse der noch nicht versorgten Flüchtlinge. Es besteht allerdings die Sorge, dass nicht ausreichend Hilfe schnell genug zu den Menschen kommt. „Wir haben bisher 25.000 Flüchtlinge mit Nahrungsmittel-Rationen für zwei Wochen versorgen können. Und wir planen im nächsten Schritt weitere 45.000 zu erreichen. Aber wir wissen, dass das nicht genug ist und sind bereit, die Nothilfe auszuweiten“, erklärt Witteveen. Am dringendsten würden regenfeste Unterkünfte, Lebensmittel, sauberes Wasser, sanitäre Anlagen und Gesundheitsdienste benötigt.
Die Kinderhilfsorganisation ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, auch Hilfsprogramme zur Bewältigung der traumatischen Erlebnisse zu fördern. Fred Witteveen dazu: „Es gibt noch wenig Daten zu den psychosozialen Bedürfnissen. Aber ich kann ihnen erzählen, was ich bisher gesehen habe. Ich habe Kinder und ihre Familien getroffen, die sehr still trauern. Und andere, die ihre Verzweiflung ganz offen zeigen. Sie haben unvorstellbare Dinge erlebt. Sie haben gesehen, wie ihre Ehemänner und Väter umgebracht und ihre Häuser in Brand gesetzt wurden. Viele haben ihre Kinder verloren, weil sie die Flucht nicht überlebt haben. Unterernährte Mütter wiegen hilflos ihre Kinder, die sie nicht stillen können. Angesichts des derzeitigen Chaos sehen wir nur die Oberfläche ihres Leids.“
Die 11-jährige Somsida musste mit ansehen wie beim Angriff auf ihr Dorf zwei Onkel getötet wurden. Sie erzählte World Vision-Mitarbeitern: „In meinen Träumen sehe ich immer wieder Leute rennen, schreien und kämpfen. Und dann schrecke ich vor lauter Angst auf.“ Zur Geschichte von Somsida
Mit Beiträgen von World Vision und anderen Organisationen haben die Vereinten Nationen einen Nothilfe-Plan vorgelegt, der bis Februar 2018 Hilfe in der Höhe von 434 Millionen US-Dollar anstrebt.
World Vision ruft gemeinsam mit dem Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ dringend zu Spenden auf.
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