„Dieser Katholikentag findet unter besonderen Bedingungen statt. Noch immer prägt das Corona-Virus unseren Alltag. Es ist nicht vorbei“, sagte die Präsidentin bei der Pressekonferenz am Mittwochmittag. Doch die Pandemie sei nicht das einzige Krisensymptom der Gesellschaft. „Seit dem 24. Februar haben wir keinen Frieden mehr in Europa.“ Der russische Überfall auf die Ukraine zwinge Christinnen und Christen dazu, über Friedensethik neu nachzudenken. „Die Programm-Macher*innen des Katholikentags haben sehr aktuell auf das uns so wichtige Thema reagiert.“ Mehrere Podien, Kulturveranstaltungen und eine Friedenskundgebung am Freitag würden dafür Zeugnis sein. Der Katholikentag sei wichtig, so Stetter-Karp, „gerade in diesen Zeiten.“
Der Bischof der gastgebenden Diözese, Dr. Gebhard Fürst, sagte, für das Leitwort des Katholikentags – „leben – teilen“ – stehe ganz sinnbildlich der Patron der Diözese, der Heilige Martin. Er habe seinen Mantel mit einem Bettler geteilt – und habe Teilen als christliche Tugend gelebt. Mit „leben – teilen“ lege der Katholikentag in Stuttgart aber auch erstmals den Schwerpunkt auf die Weltkirche und greife damit das Profil der Diözese Rottenburg-Stuttgart heraus. Somit werde es in den kommenden Tagen um Klimagerechtigkeit gehen, um Flucht, Migration, um Bildung und Gesundheit sowie um die Hilfe für Notleidende. „Gerne lege ich Ihnen daher den Besuch des Zentrums Weltkirche ans Herz.“
Marc Frings, Generalsekretär des ZdK, ordnete den Katholikentag in seine lange Tradition ein, die mit der Geschichte der Demokratie in Deutschland eng verbunden ist. „Am 3. Oktober 1848 wurde die erste Generalversammlung der katholischen Vereine Deutschlands eröffnet. Sie trägt heute in der Liste der Katholikentage die Ordnungsziffer 1.“ Damals sei dies eine ausschließliche Veranstaltung der katholischen Laien gewesen. Über die Jahrzehnte habe sich der Katholikentag sehr gewandelt. Er suche den Dialog mit Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft, aus Kultur und Wirtschaft. Katholikentage seinen heute auch per se ökumenischer und böten Raum für interreligiösen Dialog. Sie seien „ein Motor für Veränderungen.“ Damit seien sie ein Statement an sich – aber in diesen Zeiten auch ein Wagnis. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie auf eine Präsenzveranstaltung dieser Größenordnung zu setzen, bedeute, sich der veränderten sozialen Gegenwart zu stellen – und der Kirchenkrise, der man ein DENNOCH entgegensetze: „Die Menschen freuen sich auf öffentliche Debatte und spirituelle Erlebnisse in Gemeinschaft. All das fand zuletzt nur im Privaten statt.“
Der Katholikentag beginnt mit rund 25.000 Präsenzgästen. Die Veranstalter und die gastgebende Diözese gehen von einem weiteren Verkauf vor allem von Tagestickets während der Durchführung aus. Erst in den letzten Wochen vor dem Katholikentag hatte ein Run auf die Karten eingesetzt. Die Veranstalter führen das vor allem auf die unsichere Lage in der Pandemie zurück. „Viele Menschen sind davor zurückgeschreckt, sich frühzeitig für den Kauf einer Dauerkarte zu entscheiden, wie das sonst eigentlich üblich ist“, sagte der Geschäftsführer des Katholikentags, Roland Vilsmaier. Die Stimmung in Stuttgart sei in jedem Fall einladend: „Wir werden einen lebendigen Katholikentag erleben, der sich brisanten Themen stellt.“